Beit el-Wali
Der nördlichste Kultbau Ramses' II., in dessen frühen Regierungsjahren erbaut, ist der kleine, den Göttern Amunre, Reharachte, dem König, Chnum und Anukis geweihte Felsentempel Beit el-Wali in der Nähe von Kalabscha. Der Tempel besaß eine Pylonfront. Der einem Hof entsprechende, folgende Raum war jedoch bereits in den Felsen verlegt, musste aber, da das Gestein nicht hoch genug anstand, mit einer Ziegeltonne überwölbt werden. In einem niedrigen Opfertischraum tragen zwei gedrungene, polygonale Pfeiler die Decke. Im Sanktuar waren drei Kultbilder aus dem Felsen gehauen. Die Eingangshalle war mit bedeutenden Bildern syrischer und afrikanischer Kriege geschmückt, deren bunt bemalte Gipsabgüsse heute im Britischen Museum bewundert werden können. Nicht nur der feine Reliefstil, der allen anderen nubischen Tempeln überlegen ist, sondern das gesamte Tempelkonzept unterscheidet diesen frühen von den späteren, weiter im Süden gelegenen Tempeln des Königs. Der Tempel wurde in der Nähe des neuen Standortes des Kalabscha-Tempels verlegt.
Auf der Nord-Wand der Vorhalle des Tempels sind Kriegsdarstellungen gegen die Syrer, die Libyer und die Beduinen, auf der Südwand gegen die Nubier abgebildet. An historischen Persönlichkeiten werden die Prinzen Amunherwenemef und Chaemwese, sowie die Königssöhne von Kusch Amenemope und Mesui dargestellt.
In christlicher Zeit wurde der Tempel zu einer Kirche umgebaut.
Literatur: D. Arnold, Die Tempel Ägyptens (Augsburg 1996) in 88-89; Gau, Antiquites Taf. 12-16; Prisse d'Avennes, Histoin de l'art egyptien, Bd. l (Paris 1878) Taf. 42; Herbert Ricke, George R. Hughes und Edward F. Wente The Bet el-Wali Temple of Ramesses II (Chicago 1967) Lexikon der Ägyptologie, Bd I (1975).
[Abb N82] Blick zum Vorhof und dem Eingang zum Sanktuar des Tempel.
[Abb N83] Ramses II. beim Empfang von Opfergaben der Nubier. Reliefabbildung an der Südwand der Vorhalle.
[Abb N84] Ein weiters Detail der Schlachtszene gegen die Nubier aus der Südwand. Ramses II. in seinem Streitwagen auf dem Kopf die blaue Krone (Chepreschkrone).
Danke an Ursula Selzer für Ihre Fotos.