Oase Dachla

Hieroglyphe
[Abb. O30] Oasengebiet

Dachla
[Abb. O31] Blick auf el-Qasr

Allgemeines

Im Gegensatz zu Charga, das gemäß seinem arabischen Namen als "Äußere Oase" fungiert, ist Dachla die "Innere Oase". Sie bildet heute, sieht man einmal vom Fayum ab, die flächenmäßig größte und auch bevölkerungsreichste der ägyptischen Oasen. Die lang gestreckte, annähernd in Ost-West-Richtung verlaufende Geländedepression senkt sich gegenüber der Umrandung, die im Norden bis zu 460m über den Meer ereicht, bis auf etwa 70-80m über den Meer ab, so dass die Oase von einer bis zu 390m hohen Bergkette umgeben zu sein scheint. Dachla weist drei deutliche Ballungsräume mit den Zentren el-Qasr im Westen, Mut in der Mitte und Balat im Osten auf. Der letztgenannte Ort hat mittlerweile seine einstige Bedeutung als Schnittpunkt der Oase mit dem aus Assiut im Niltal kommenden, nord-süd-verlaufenden Karawanenweg längst eingebüßt und ist von Mut als lokales Verwaltungszentrum abgelöst worden.
Der ägyptische Name T3-wH3tjw bezeichnet die Oasen von Charga und Dachla und bedeutet einfach "Oasengebiet".

Geschichte

Wie auch in Charga und Bahriya lassen sich in Dachla jungsteinzeitliche Ansiedlungen nachweisen, deren Bewohner zunächst noch keine Keramik kannten. Gefunden wurden Pfeilspitzen, Mühlsteine und speziell in Dachla Knochen, die belegen, dass es bereits domestizierte Rinder gab. Radiokarbondaten ergaben hierfür ein Alter von etwa 8000 Jahren. Im keramischen Neolithikum, also nach Erfindung der Töpferei, weisen die Gefäße starke Ähnlichkeit mit solchen auf, die in Khartum im Sudan gefunden worden sind, wobei eine Verbindung über den Fundort Nabta, 330 km südlich von Charga, hergestellt werden kann. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Leute von Dachla auch die Ziege domestiziert. Am Ende des Neolithikums treten undekorierte Tonwaren auf, die auf eine neue Siedlergruppe schließen lassen.
Aus der ausgehenden Jungsteinzeit und dem frühen Alten Reich konnten an mehreren Stellen, vor allem im Südosten der Oase, die kreisförmigen Grundrisse von Rundbauten ermittelt werden, bei denen sich auch die entsprechende Keramik fand.

Frühe Reisende und Ausgrabungen

Dachla wurde mehrfach von frühen europäischen und amerikanischen Forschern aufgesucht. Intensive Grabungstätigkeit setzte in der Oase mit den 70er Jahren des 20. Jhs. ein, wobei der Ruhm, die Pionierleistung vollbracht zu haben, wieder Ahmed Fakhry gebührt. Seither graben hier bis heute vor allem zwei Institutionen und Nationen: Das Institut Francais d'Archeologie Orientale (IFAO) ist im Großraum Balat tätig und legt dabei in Qila ed-Dabba die Mastaba-Gräber des ausgehenden Alten Reiches sowie unweit davon in Ain Asil die dazugehörige Siedlung frei. Das unter kanadischer Federführung stehende Dakhleh Oasis Projekt nimmt sich der unterschiedlichsten Fundplätze und Aufgabenstellungen an, die von Geologie und Paläonthologie über die Erforschung der prähistorischen Lebensbedingungen und der Keramikproduktion bis hin zur Auswertung schriftlicher Quellen und Freilegung hellenistisch-römischer Tempelbauten reichen. Anthropologische Untersuchungen wurden auch im Auftrag der französischen Grabungsteams vorgenommen. In Balat fanden sich erstmals 1972 größere Ansammlungen von Feuersteinwerkzeugen, die seither auch für Dachla eine Besiedlung bereits in der Altsteinzeit, dem Paläolithikum, belegen. Die Fels Zeichnungen jedoch, die knapp vor Erreichen der Oase östlich von Tenida an einer grellbunt gemaserten Sandsteinformation zu sehen sind, unweit einer Gruppe von Sandsteinfelsen, die wie ruhende Kamele geformt sind, datieren jedoch später, da sie neben schreitenden auch reitende Personen zeigen.

Literatur: J. Willeitner, Die Ägyptischen Oasen (2003), Seite: 54-85
Danke an Peter Brückner für seine Fotos von el-Qasr.