Oase Bahriya

Hieroglyphe
[Abb. O17] Djedjes

Bahriya
[Abb. O18] Palmenhain in der Oase Bahriya

Allgemeines

Bahriya, deren vollständiger arabischer Name El-Wahat el-Bahriya "die Nördliche Oase" bedeutet, ist zumindest die nördlichste der vier Oasen, die in der Libyschen Wüste die Kette des New Valley bilden, auch wenn Siwa, das Fayum und das Wadi Natrun näher am Mittelmeer liegen. Als einzige der Oasen in der Westwüste ist Bahriya allseitig von schroffen Steilrändern umgeben, die, wie die Zeugenberge in der Depression, eine Höhe von rund 350-360m über den Meeresspiegel erreichen. Die annähernd ovale Depression, in der die Oase liegt, senkt sich demgegenüber auf etwa 130 über den Meeresspiegel ab. Sie hat zwar eine maximale Ausdehnung von 94km in Nord-Süd- und 42km in Ost-West-Richtung und bedeckt damit eine Fläche von rund 2325km2, doch nimmt darin die eigentliche, begrünte Oasenfläche nur ein Areal von ca. 18 x 9km ein. Zudem besteht die Oase nicht aus einer zusammenhängenden Ansiedlung, sondern aus acht größeren und 18 kleineren Dörfern und Gehöften.

Geschichte

Der erste schriftliche Beweiß für die Oase stammt aus der frühen 13. Dynastie in Gestalt des Papyrus Bulaq. 18 zusammengestellten Anlieferungslisten für den Palast des Königs bezeugen, dass in jener Zeit Wein aus Bahriya angeliefert wurde. In pharaonischer Zeit wurde die Oase "Wechat Mech-tet" (Wh3tmhtt) oder Djesdjes (dsds) [Abb. O17] genannt, in lateinischen Texten erscheint sie als "Oasis parva" (Kleine Oase), im Gegensatz zur "Oasis magna" (Große Oase), mit welcher Charga bezeichnet wurde.
In der Oase selbst sind aus der frühen 12. Dynastie sechs Felsinschriften bekannt. Drei von ihnen nennen den Oasengouverneur (h3ty-') Hebi. Bei den übrigen handelt es sich um Opferstelen der königlichen Diener Senebtifi und Nehetet, in welchen die Göttin Opet erwähnt wird, und um Namensgraffiti des Schreibers Schebenu und eines gewissen Kesi. Gleich zu Beginn des Neuen Reiches erwähnt Pharao Kamose in seinem Siegesbericht über die Hyksos die Oase. Bahriya beherbergt auch das bedeutendste Relikt aller Oasen aus der Zeit des Neuen Reiches: das Grab des Oasengouverneurs Amenhotep, genannt Huy, in Qaret Hilwa unweit südlich von El-Qasr. Damals existierten hier im wesentlichen zwei Siedlungszentren, eines bei El Qasr, das andere bei Mandischa. Die Hinterlassenschaften an den übrigen Fundplätzen, wie El-Aguz und Ain el-Harra, stammen erst aus ptolemäischer, römischer und koptischer Zeit

Frühe Reisende

Bahriya wurde schon früh von europäischen Reisenden aufgesucht, darunter auch 1819 von G. B. Belzoni, der zwar als Wiederentdecker der Oase in der Neuzeit betrachtet wird, jedoch glaubte, sich in der Oase des Ammon-Orakels, also in Siwa, zu befinden. Eineinhalb Jahre später, im Zuge seiner zwischen 1819 und 1824 durchgeführten Ägyptenreisen, hat Frederic Cailliaud in den beiden Tafelbänden seines sechsbändigen Reiseberichts in Zeichnungen eine Reihe von Monumenten festgehalten die sich heute in erheblich schlechterem Erhaltungszustand präsentieren oder mittlerweile völlig verschwunden sind.Prominentester deutscher Ägyptologe vor Ort war im Januar 1901 Georg Steindorff.
Leider harren noch heute manche der von ihm dokumentierten Fundstätten der endgültigen Freilegung, detaillierten Untersuchung und dauerhaften Konservierung, obwohl in den letzten Jahren die Ägyptische Altertümerverwaltung unter Leitung von Zahi Hawass ihre Arbeiten in der Oase intensiviert hat und dabei auch auf das spektakuläre römerzeitliche "Tal der goldenen Mumien" gestoßen ist. Einige Monumente Bahriyas sind heute gut zugänglich, andere sind mittlerweile wieder zugeweht oder aus Gründen des Schutzes gezielt zugeschüttet worden.

Literatur: J. Willeitner, Die Ägyptischen Oasen (2003), Seite: 117-120

Danke an Peter Brückner für seine Fotos auf dieser Seite.